Dieses Isländisch, das ist schon eine harte Nuss.
In dieser Sprache muss man Laute aussprechen, von denen ich nach wie vor der Meinung bin, dass es anatomisch unmöglich ist, sie hervorzubringen. Eine wunderbare, uralte Sprache, voller Ausnahmen und Sonderheiten! Wenn die Menschen hier ihre Sprache sprechen, wird man von einem rasanten Kauderwelsch überrascht, melodisch und lebendig. Einem Singsang, durchsetzt mit seltsamen Zischlauten.
Beispielsweise das Wort für Gletscher, Jökull, spricht man so ähnlich wie – übertrieben – Jöekütsch aus. Das Ö ist sehr hell, wie ö und e gemischt. Das Ü ist zwischen unserem ü und unserem u. Und das ll am Schluss wird zu einem Tsch-Laut, der zwar anerkennende Blicke auslöst, wenn man versucht ihn auszusprechen, aber es ist ganz sicher falsch wenn wir das machen. Wie ein dl nur ohne Ton aber dafür mit viel Luft.
Wenn man Jökull einfach so ausspricht, als wäre es ein deutsches Wort, wird man aber trotzdem irgendwie verstanden. Meine persönliche Erfahrung: es ist völlig illusorisch zu glauben, dass ein paar Stunden mit einer Sprach-App helfen könnten, sich in Island auf Isländisch auch nur rudimentär verständigen zu können. Zum Glück wird man relativ schnell als Tourist erkannt und gleich auf Englisch angesprochen.
Trotzdem freuen sich die Menschen hier sehr, wenn man sie mit einem „Góðan daginn“ anstatt eines „good morning“ begrüßt (ð wie das englische th, also gothan dajin) und sie sind zu Recht sehr stolz auf ihre Sprache.
Was ich besonders sympathisch finde, ist die Namensgebung von Bergen, Flüssen, Straßen usw. Die wenigsten haben richtige Eigennamen sondern heißen einfach so wie das, was sie sind. Der Fluss neben unserem Hotel Á (au) beispielsweise heißt Hvítá. Weißer Fluss. Ein wenig weiter fließt die Norðurá, Nordfluss. Der größte Gletscher, der mächtige Vatnajökull, heißt auf Deutsch Wassergletscher.
Oder der berühmte Eyjafjallajökull, der Vulkan, der 2010 den europäischen Flugverkehr lahmgelegt hat, heißt schlicht Insel-Berg-Gletscher. Oder die eine Straße im Hochland, die heißt Fjallabaksleið nyrðri, „Nördlicher Weg hinter den Bergen“
Die Biologin auf der Gletscherfahrt hat es so erklärt: Die Namen sind so einfach wie möglich, dafür umso länger. Und sie werden wahnsinnig schnell ausgesprochen, um damit die restliche Welt zu verwirren. Den Menschen hier ist bewusst, dass sie eine schwierige, alte Sprache sprechen und sind sehr bedacht darauf, sie zu erhalten.
Ich mag das. Und das außerhalb von Reykjavík ständig zu sehende Verkehrszeichen EINBREIÐ BRÚ, das lieben wir außerordentlich.
