Oh James…

01 – John Barry: James Bond Theme, 1962

James Bond Theme

[x] Motiv[ ] Intervall[x] Akkord[x] Halbton5 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Die Schablone. Das Role-Model. Nicht nur die Nummer, der ganze Film. Sean Connery. Der Hut. Die Tricks. Der verrückte Doktor No, der sich mit seinem „Atom“ an der Welt rächen will. Die Ursula Andress.

Aber ich schweife ab: Gleich zu Beginn nimmt uns das Bondmotiv in eine geheimnisvolle, gefährliche Welt mit. Es steigert sich ein wenig und geht bald einmal über in ein stampfendes Bläser-Traraa, dass es nur so schreit. Am Schluss ein gar wunderbarer Bondakkord.

Wir haben hier das Original, bittesehr.

02 – Matt Monro: From Russia with Love, 1963

From Russia with Love

[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Nur drei Punkte bekommt diese wunderbare Nummer! Der ehemalige LKW-Fahrer Matt Monro, seit Mitte der 50er in England als Sänger aktiv, sinatrat sich durch eine Nummer von John Barry, das reicht für eine Diva-Wertung. Mit Halbton und Mondän hat das Stück die wichtigsten Kriterien, sonst fehlt interessanterweise fast alles! Trotzdem ist das eine waschechte Bondnummer. Liebesgrüße aus Moskau heißt der Film auf Deutsch. Das ist der mit der schiachen Ex-KGB Rosa Klebb mit dem Messer in der Schuhspitze. Und wir haben den ersten Auftritt von Desmond Llewelyn als Q.

03 – Shirley Bassey: Goldfinger, 1964

Goldfinger
[x] Motiv[x] Intervall[x] Akkord[x] Halbton9 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[x] Bond-Text[x] Diva

Dank dieser Nummer haben wir das Bondintervall! Und den Bond-Diva Prototyp Shirley Bassey, zwei weitere Nummern wird sie noch singen.

Diese Nummer hat als einzige alle 9 Kriterien geschafft. Alles ist da drin: Ohne Goldfinger hätten sich die späteren Bondsongs sicherlich ganz anders entwickelt, auch meine Kriterien wären wohl andere. Goldfinger war der erste Bondsong, der es international in die Hitparaden geschafft hat und in den USA mit der goldenen Schallplatte ausgezeichnet wurde.

Auch der Film hat alles: den größenwahnsinnigen Goldfinger, den unbesiegbaren Koreaner Oddjob (mit Hut), eine Pilotin namens Pussy Galore (!), Fort Knox, eine Atombombe, die bei verbleibenden 007 Sekunden entschärft wird, usw.

Und das für mich allerbeste Zitat aus allen Bondfilmen, ein Dialog zwischen unserem James und dem bösen Auric Goldfinger:

„You expect me to talk?“ –
„No, Mr. Bond. I expect you to die!“

04 – Tom Jones: Thunderball, 1965

Thunderball

[ ] Motiv[ ] Intervall[x] Akkord[x] Halbton7 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[x] Bond-Text[x] Diva

Uiui, da orgelt er uns was, der Tom Jones. Die Nummer fangt mit Bläserkrachern an, ist auch sonst voller Blechbläser und mondän wie nur was. Der Tom Jones ist angeblich beinahe ohnmächtig geworden in seinem Aufnahmekammerl nach dem langen hohen Schlusston. Die Nummer wird schneller: beginnt mit schleppenden 94 bpm und endet mit 105. Vielleicht damit unser Mr. Jones nicht komplett aus den Patschen kippt?

Da gibt es noch eine interessante Geschichte: Die Nummer hatte ursprünglich den wunderbaren Titel „Mr. Kiss Kiss, Bang Bang“ und Shirley Bassey hat ihn gesungen. Die Aufnahme war aber um ein Weniges zu lang und musste neu aufgenommen werden, allerdings ohne Shirley Bassey, die hatte blöderweise keine Zeit mehr. Dianne Warwick ist eingesprungen, auch nicht schlecht. Dann hat aber das Filmstudio verlangt, dass der Song so heißen soll wie der Film und der bestehende nicht als Titelsong verwendet werden kann. Shirley Bassey hat inzwischen die Produzenten verklagt, um im Abspann des Filmes genannt zu werden. John Barry hat kurzerhand ein neues Lied geschrieben und mit Tom Jones war die nächste Diva zum Singen dran.

05 – Nancy Sinatra: You Only Live Twice, 1967

You only Live Twice
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton2 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Der Filmproduzent wollte Frank Sinatra für diesen Song. Der hat aber gesagt: „Mag nicht. Fragts meine Tochter“. Der Komponist John Barry (wer sonst) wollte dann lieber die Aretha Franklin. Alle haben ihn aber überzeugt, doch die Nancy Sinatra zu fragen, die zu der Zeit mit „These Boots Are Made For Walkin'“ höchst erfolgreich war.

Nancy also. Aber hallo! Die Nummer gilt für manche als DIE Bond-Nummer schlechthin. Obwohl sie nur zwei von neun Markus-Kriterien aufweist: Kein Akkord, kein Intervall, kein Motiv zu hören. Aber bitte, dieses Intro! Die sich in Sprialen hinaufwindenden Streicher im Dominantseptakkord! Bis ganz nach oben! Dann die Auflösung mit den Hörnern! Höchste Perfektion. Und die Fuzz-Gitarre für den Zeitgeist von 1967. Die Nancy ist so herrlich hinten nach, nur ganz einzelne Noten sind nicht verschleppt.

Es gibt unzählige Coverversionen, u. a. von Shirley Bassey, Coldplay und ganz wunderbar von Björk. Jede auf ihre ganz eigene Art und Weise, gute Nummern halten das aus! Googelt mal.

06- John Barry: On Her Majesty’s Secret Service, 1969

On Her Majesty’s Secret Service
[x] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton4 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Traditionell haben ja Bondsongs den Filmtitel im Titel. Der sechste Bond heißt Im Geheimdienst Ihrer Majestät bzw. auf Englisch On Her Majesty’s Secret Service und dem armen John Barry ist beim besten Willen keine Nummer eingefallen, die diese Textzeile tragen könnte. Also hat er das ursprüngliche James Bond Theme erweitert und den Regisseur überzeugt, etwas Instrumentales zu nehmen. Nicht ganz so geheimnisvoll wie das Original, trotzdem schöne Halbtonmotive, wir hören sogar den einen oder anderen Synthesizer! Immerhin 4 Punkte.

Geoge Lazenbys erster und letzter Auftritt als Bond, dafür haben wir Telly Savalas als Blofeld. Endzückend, Baby.

Ach, und Diana Rigg als – damals noch so genanntes – Bondgirl, sie spielt später dann die Olenna Tyrell in GoT.

07 – Shirley Bassey: Diamonds Are Forever, 1971

Diamonds Are Forever
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton5 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Shirley is back! Und mit ihr Sir Sean Connery für seinen letzten offiziellen Bond-Auftritt, mit sehr viel Geld wurde er überredet. Wir sind in den 70ern angelangt, darum der musikalische Sinneswandel vom eher faden Gedudel zu diesem coolen Schulterwackel-Beat in der Mitte. Die Nummer klingt nach Pailettenkleid und Federboa! Oder Fellboa? Gibt es sowas? Fünf Punkte für Diamonds!

Fun Fact zu Connery: Er trägt, schon früh glatzert, bei allen seinen Bond-Auftritten ein Toupet. Er hat es gehasst.

08 – Wings: Live and let Die, 1973

Live And Let Die
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton0 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Das erste Mal Roger Moore und das erste Mal eine Nummer mit Null Punkten! Es gibt nur zwei insgesamt, Nr. 12 ist die zweite. Dafür haben wir hier das erste Lied, das für den Oscar für die beste Filmmusik nominiert war. Gewonnen hat dann die Barbara Streisand mit „The Way We Were“.

Was haben wir hier? Ein Teil „Let it Be“, ein Teil Happysound-Reggae? Dazwischen ein Rockband+Orchester Bombast sondergleichen? Eine ganz großartige Nummer ist da Linda und Paul McCartney gelungen, aber in meinen Augen kein Bondsong. Natürlich ist es ein Bondsong, weil er der Song zum Film ist, aber wenn ich streng bin, dann ist das kein Bondsong. Eigentlich.

Die Nummer ist so gut, dass sie ein Cover von Guns’n’Roses vertragen hat, das ist gar nicht mal so schlecht. Sogar inklusive 3/8 Einschub vor dem schnellen Teil! Dafür kommt die Zeile „Live and let Die“ nicht verschoben, sondern schön auf der Eins im Takt, damit man besser mitschunkeln kann.

Der Roger Moore ist übrigens bei seinem ersten Bond fünf Jahre älter als Sean Connery bei seinem letzten.


09 – Lulu: The Man with the Golden Gun, 1974

The Man With The Golden Gun
[ ] Motiv[ ] Intervall[x] Akkord[ ] Halbton4 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[ ] Mondän[x] Bond-Text[ ] Diva

Die Schottin Lulu mit dieser unglaublichen Röhr-Stimme hat fünf Jahre vor ihrem Bondsong den Eurovision Song Contest gewonnen, mit dem wunderbaren Titel Boom Bang-a-rang („come closer and love me tonight“)

Die Bläser prügeln uns die Bond-Akkorde um die Ohren und die Lulu erzählt uns was über den Bösewicht, immerhin niemand geringerer als Christopher Lee als Scaramanga! Die Nummer ist leider zu spritzig um mondän zu sein, obwohl die Stimme von der Lulu wunderbar einen Nachtclub beschallen könnte…


10 – Carly Simon: Nobody does it better, 1977

Nobody Does It Better
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton1 Punkt
[ ] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[x] Bond-Text[ ] Diva

So eine fade Nummer, seids mir nicht bös. Aber immerhin für den Oscar nominiert, ganz so schlecht kann sie nicht sein. Nur für meine Zwecke unbrauchbar, da is nix von mysteriös. Das ist einfach nur eine Schnulze.

Immerhin handelt der Text vom „spy, who loved me“.


11 – Shirley Bassey: Moonraker, 1979

Moonraker
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Ich weiß nicht, wo sie die Shirley Bassey hingestellt haben beim Aufnehmen. In eine Lagerhalle? Oder einen leeren Öltank? Total verhallt… Sie hat die Nummer in letzter Minute eingesungen, nachdem Frank Sinatra und Kate Bush abgesagt hatten.

Ihr merkt schon, wir sind mitten in der Durststrecke der 70er/80er Roger Moore Filme ohne Bondkriterien und ich bin ein wenig patzig. Das kann nicht einmal die Shirley retten.


12 – Sheena Easton: For your Eyes Only, 1981

For Your Eyes Only
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton0 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

So toll der Anfang! Sehr atmosphärisch, spannungsgeladen. Da würde jetzt ein Bond-Intervall gut passen! Aber was kommt? Die nächste Schnulze, wieder nominiert für den Oscar als bester Song.

Die Sheena Easton hatte im Jahr zuvor den Hit Morning Train (9 to 5) und kann wirklich ganz wunderbar singen. Sie hat weltweit 20 Millionen Platten verkauft, ist also nicht irgendwer. Bei mir hat sie allerdings ganz objektive Null Punkte.

Vielleicht noch ein unnützes Wissen dazu: Als bisher einzige Künstlerin ist die Sheena Easton im Vorspann des Filmes zu sehen.


13 – Rita Coolidge: All Time High, 1983

All Time High
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton1 Punkt
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Mondän ist sie, die Nummer, somit ein Punkt.

Der Text stammt von Tim Rice (u. a. Jesus Christ Superstar)! Seine Texte wurden wohl schon mit mehr Leidenschaft gesungen. Die Shirley Bassey hätte dafür sicher einen verachtenden von-oben-herab-Blick aus ihrer Fellboa parat.


13a – Lani Hall: Never Say Never Again, 1983

Never Say Never Again
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Wir sind beim inoffiziellen Einschub von Sean Connery angelangt, der „never again“ einen Bond machen wollte, um 1983 mit 53 doch noch ein Mal in die Rolle zu schlüpfen.

Komponist ist Michel Legrand, der hat u.a. den Oscar für die Musik zu Yentl mit Barbara Streisand bekommen. Die Sängerin unseres Bondsongs, die Lani Hall kennt man als eine der Stimmen von Sergio Mendes aus der Mitte der 60er, man beachte bitte das massive Overacting des Kollegen mit der Pringlesdose.

Drei wohlverdiente Punkte für diese mondäne Diva mit der hier notwendigen Kühle in der Stimme. Man kann ihre hohen Wangenknochen hören, irgendwie.


14 – Duran Duran: A View to a Kill, 1985

A View To A Kill
[x] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton4 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Nach 16 (sechzehn) Jahren wieder ein Bondmotiv! Ein verzerrtes, 80er gestyltes, aber: ein Bondmotiv! Gleich von Anfang an, bei diesen Synthi-Blaser-Stößen. Und sonst auch: durch die ganze Nummer zieht sich das Motiv. Man kann es fast immer dazu spielen.

Angeblich hat der Bassist, John Taylor, den Bond-Produzenten bei einer Party gefragt, wann denn endlich ein gscheiter Bondsong von einer gscheiten Band kommen würde. Das Ergebnis dieses Dialoges hören wir hier, fürwahr ein Kracher! Die letzte Nummer, die Duran Duran in der Originalbesetzung aufgenommen haben, übrigens.

Wir haben den letzten Roger Moore, das war der mit der Grace Jones als May Day und dem Christopher Walken als Max Zorin.

15 – A-Ha: The Living Daylights, 1987

The Living Daylights
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton2 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Die nächsten zeitgenössischen Popstars, diesmal aus Norwegen. Das 15. Bondlied ist das letzte, bei dem John Barry mitkomponiert, das Kapitel Bondsong ist für ihn abgeschlossen, er mag nicht mehr. Der Großteil der Nummer wird vom A-ha Gitarristen Pål Waaktaar-Savoy geschrieben, singen darf Morten Harket mit seinem beeindruckenden Tonumfang (siehe Take on Me)

Die Bläser-Stöße der vorigen Nummer werden übernommen, eine gewisse Coolness kann man hier nicht absprechen, dafür einen Mondän-Punkt.

Der erste Bond von Timothy Dalton, der für viele Kritiker am ehesten der Romanvorlage entspricht.


16 – Gladys Knight: License to Kill, 1989

License To Kill
[ ] Motiv[x] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton5 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Synthesizer-Akkordzerlegungen, ein langes „Uuuuuuuh“, im Video schraubt sich die Gladys Knight wie ein Lippenstift im Smoking durch eine sich öffnende Blende, im Hintergrund machen Damen Cocktailkleid-Yoga.

Und dann, nach 25 (!) Jahren, das zweite Bondintervall der Geschichte, und was für eines! Die Nummer ist überhaupt so nahe an Goldfinger, dass Tantiemen gezahlt werden mussten. Stimme von der Gladys Knight klingt wie ein vorgewärmtes Frottee-Badetuch, herrlich. Die Halbton-Rückung gegen Ende finde ich persönlich derart unnötig… Dafür kommt von mir gleich ein unnötiges Wissen: mit 5:14 ist License to kill eindeutig die längste Nummer hier!

Fünf Punkte für Timothy Daltons Abschied aus der Bondwelt. Der letzte Bond der 80er und der letzte Film bevor James mit Judy Dench eine Chefin bekommt

17 – Tina Turner: Goldeneye, 1995

Goldeneye
[x] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton6 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[x] Diva

Hui, 6 Punkte, die hat es seit Tom Jones 1965 nicht mehr gegeben. Das Bondmotiv zieht sich schön durch die ganze Nummer, nicht angedeutet sondern schön deutlich zu hören. Schöne Halbtonmelodie! Ta-Daaaa-Bläser! Ganz großes Kino für den Einstand von Pierce Brosnan.

Die große Tina Turner ist die letzte große Diva hier. Schade, dass sie am Schluss so quietschen muss.

Aber egal: Geschrieben wurde die Nummer von Bono und The Edge von U2!

18 – Sheryl Crow: Tomorrow Never Dies, 1997

Tomorrow Never Dies
[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[x] Bond-Text[ ] Diva

Der zweite Pierce Brosnan hatte auch eine zweite Bondnummer. Das von k d lang gesungene Lied wurde in Surrender umbenannt und für den Abspann verwendet, der offizielle Bondsong für den Film ist der von der Sheryl Crow. Surrender hätte auch nur drei Punkte bekommen, klingt aber so viel cooler… Der zu diesem Zeitpunkt höhere Bekanntheitsgrad von Sheryl Crow hat die Produzenten aber veranlasst die für mich schlechtere Nummer zu wählen.

Aber, sind wir uns ehrlich: soo schlecht macht das die Sheryl Crow nicht! Schön halbgeöffnete Augenlider hört man da, nicht? So à la Nachtclubsängerin, rauchige Stimme inklusive. Die Nummer stammt von ihr selbst, die restliche Filmmusik von David Arnold, der wird auch die Musik für die nächsten 4 Filme schreiben.

19 – Garbage: The World Is Not Enough, 1999

[ ] Motiv[ ] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[x] Bond-Text[ ] Diva

Der Stil der vorigen Nummer zieht sich bis hierhin, wird sogar noch verstärkt. Die Shirley Manson als Sängerin von Garbage zieht ihr „unnahbare femme fatale“-Ding durch (sie spielt im Video einen Killer-Roboter), Garbage-typisch mit dezenten, aber schrägen Soundeffekten durchzogen. Deren Mastermind und Schlagzeuger Butch Vic war ja immerhin der Produzent von Schwergewichten wie Nirvanas Nevermind oder den ersten beiden Smashing Pumpkins-Platten. Ja, wir sind mitten in den 90ern angelangt! Pierce Brosnan jagt Sopie Marceau.

Übrigens, wer es nicht erkannt hat: Der Refrain war in der Einleitung dieses Artikels mein Beispiel für eine Halbtonmelodie.

20 – Madonna: Die Another Day, 2002

Die Another Day
[x] Motiv[x] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton2 Punkte
[ ] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Interessante Kriterienverteilung haben wir da, nämlich zwei Musikkriterien: Zu Beginn ein Bondintervall, dann zieht sich das Bondmotiv harmonisch durch die ganze Nummer, obwohl es nicht explizit gespielt wird. Sonst nix: Keine Bläser, keine große Bigband, gar nix. Die Madonna ist 2002 zwar schon fast 20 Jahre groß im Geschäft, als Diva möchte ich sie aber doch nicht bezeichnen, da ist weit und breit kein Paillettenkleid zu sehen. Am Puls der Zeit ist sie, mit ihrer Zusammenarbeit mit dem französisch-afghanischen DJ Mirwais.

Pierce Brosnan darf in seinem letzten Bondfilm der Halle Berry in Kuba erklären, was ein Mojito ist. Madonna darf im Video zeigen, dass sie nach wie vor top in Form ist, Yoga macht sie auch.

21 – Chris Cornell: You Know My Name, 2006

You Know My Name
[x] Motiv[x] Intervall[ ] Akkord[x] Halbton6 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[x] Bond-Text[x] Diva

Wohoo! Der Rock ist bei James Bond angekommen! Chris Cornell hat zu diesem Zeitpunkt mehrere Rockstar-Karrieren hinter sich (Soundgarden, Temple of the Dog, Audioslave, als Solokünstler), daher die Divawertung. Die Stimme hätte für noch mehr gereicht, leider hat er sich das Leben genommen.

Ab dieser Nummer haben wir beim Bondintervall den dritten Akkord hinten, also C-As-F. Im Refrain, wo der Chris die Halbtonschritte singt, passt das Bondmotiv wunderbar. Bald einmal kommen Streicher und Bläser dazu.

Zum Neuanfang mit Daniel Craig wurde das Lied mit der Intention geschrieben, alles bisherige James-Bond-typische zu vermeiden. Mit 6 Markus-Kriterien ist das ja wohl nicht so ganz gelungen. Trotzdem ist die Nummer anders, sticht heraus. Und der Titel nimmt das legendäre „Bond. James Bond“ vorweg: „You know my name“. Noch legendärer geht’s nicht in meinen Augen.

22 – Jack White & Alicia Keys: Another Way to Die, 2008

Another Way To Die
[ ] Motiv[x] Intervall[ ] Akkord[ ] Halbton4 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[x] Bond-Text[x] Diva

Der Jack White, wir kennen ihn als Gitarrist/Sänger der White Stripes, macht bei dieser Nummer das, wofür er so geschätzt wird: Nimmt was Bestehendes, erkennt die Essenz, das coole daran und macht daraus etwas noch viel cooleres. So auch hier: Vieles, speziell vom vorigen Bondsong findet sich hier, und auch sonst eher skelletierte Bondsong-Elemente, dafür pur. Viele Pausen, trotzdem viel Energie!

Wir haben hier das bislang einzige Duett in der Geschichte der Bondsongs. Interessant ist, dass das Klavier nur so klingt als käme es von Alicia Keys, tatsächlich gespielt hat jedoch eine Künstlerin namens Laura Matula. Alicia Keys ist nur zum Singen ins Studio gekommen. Die Diva, die.

23 – Adele: Skyfall, 2012

Skyfall
[x] Motiv[x] Intervall[x] Akkord[x] Halbton8 Punkte
[x] Bläser[x] Jazzig[x] Mondän[x] Bond-Text[ ] Diva

Die Adele klingt zwar wie eine, mit 24 Jahren ist man aber noch keine Diva in meinen Augen. Sonst hätte diese Nummer die volle Punkteanzahl! Nicht umsonst haben wir mit Skyfall den ersten Oscar für den besten Titelsong in der Geschichte der Bondsongs! Plus Golden Globe, Brit Award, Grammy, etc.

Dieses Prachtexemplar von Bondakkord am Anfang! Dann gleich darauf ein zartes Bondmotiv am Klavier. Dann sind wir wunderbar eingestimmt und Motiv, Intervall und Akkord werden zu einem mondänen Ganzen verwurschtet.

Die Adele war hochschwanger bei der Aufnahme und konnte nicht gut hoch hinauf singen. Daher ist die Nummer ein wenig zu tief für ihre gewohnte Stimmlage.

Der letzte Auftritt von Judi Dench als M, sie stirbt in Skyfall. Als Nachfolger kommt Ihr-wisst-schon-wer Ralph Fiennes.

24 – Sam Smith: Writing’s On The Wall, 2015

Writing’s On The Wall
[ ] Motiv[ ] Intervall[x] Akkord[x] Halbton3 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[ ] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Und – zack! – der nächste Oscar und Grammy. Beim ersten Hören eine recht fade Nummer. Passt garnicht zu den anderen, so… traurig? Aber ganz wunderbar gesungen! Viele Bondfans waren so wie ich zu Beginn sehr unzufrieden mit dem Lied: Die Veröffentlichung hat einen Shirley Bassey Boom auf Twitter ausgelöst.

Für den Film Spectre haben auch Radiohead ein Lied geschrieben, das wurde aber zugunsten dieses Sam Smith-Songs abgelehnt. Die Band war dann beleidigt und hat die Nummer daraufhin im Internet verschenkt. Die Radiohead-Nummer ist so überirdisch gut, die hätte eh nicht zu dem Film gepasst. Null Punkte hätte sie von mir bekommen, kein Kriterium passt hier. Typisch Radiohead, da passt nie was.

25 – Billie Eilish: No Time To Die, 2020

No Time To Die
[x] Motiv[x] Intervall[x] Akkord[x] Halbton6 Punkte
[x] Bläser[ ] Jazzig[x] Mondän[ ] Bond-Text[ ] Diva

Als ich gehört habe, wer das Lied von No Time to Die singen wird, habe ich mir gedacht: Wie jetzt. Die Billie Eilish? Echt jetzt? Die 18-jährige ins-Ohr-Schmatzerin? Mit dem orangenen Scheitel? Aber was sie und ihr großer Bruder da vollbracht haben, ist schon recht beeindruckend: Das Motiv ist nicht hörbar, aber omnipräsent, das Intervall ist auch da, versteckt sich ganz schüchtern, am Schluss ein verwaschener Akkord. Zur Mitte der Nummer hin eine schöne Gänsehaut-Steigerung. Die Streicher wurden von Hans Zimmer arrangiert!

Bin gespannt, wann der Film endlich in die Kinos kommt. Ursprünglich war November 2019 gedacht, momentan wird es wohl März 2021.


So. Ende.

Aber halt, noch nicht ganz! Ein unnötiges Wissen hab ich noch: Seit 25 Jahren wird mit schöner Regelmäßigkeit gestorben. Das heißt, seit 1985 hat jeder zweite Bondsong das Wort „Kill“ oder „Die“ im Titel. In den 23 Jahren davor gab es nur einen: Live and let Die. McCartney war wieder mal seiner Zeit voraus.