Tool

Adam Jones

Ich muss zugeben: vor dem Adam gruselts mich ein wenig. Nicht als Mensch, ich kenn den ja gar nicht und weiß nicht, wie der tut. Aber was er mit mir macht, wenn er Musik macht, das ist gruselig. Wer kann einen einzelnen Ton spielen, nur einen Ton, der sich tiefer hineinbohrt als ins Herz? Was ist tiefer als das Herz, und wo ist das? Und er spielt diesen Ton und hört nicht auf damit und der Ton windet sich…

Wenn man zu intensiv hinhört, kann es – muss nicht, kann – zu viel werden, so habe ich das bei Adam Jones erlebt. Da bleibt mir dann die Spucke weg. Im Gegensatz zum Maynard bin ich mir nicht sicher, ob der Adam nicht zusätzlich zum Wehtun noch etwas anderes will. Vielleicht: ein Stören, aber halt kein Zerstören. Aber die Videos… Die sind echt grenzwertig. Adam macht die Tool-Videos, so ist das. Er hat vor Tool in einer Film-Special-Effects Firma gearbeitet, daher kann er das. Diese Videos darf man nicht alleine in der Nacht anschauen.

Der Adam Jones ist einer der Gitarristen, deren Sound ich sofort zu erkennen meine. Immer Gibson Les Paul Custom Silverburst, gleichzeitig über mehrere Verstärker[9], ein wahrlich einzigartiger Sound. Das eine Solo auf der 10.000 Days mit der Talkbox… Dieser wunderbar breite Sound. Stehende Powercords wie Säulen aus Stein. Oder Feuer. Wimmernde Klanggebilde. Krächzen. Und immer wieder dieser organische Sound, eine Gitarre die Luft holen muss beim Spielen.

Noch mehr als bei Maynard: Der Wechsel zwischen zart und brutal. Meistens aber: brutal. Und eine überirdische Technik, da gibt’s Youtuber, die beschäftigen sich mit: „Wie spielt er das eine Riff genau? Was macht er da mit der linken Hand?“ und dann geht’s eine halbe Stunde um eine 20-sekündige Stelle. Auch hier: Ohne Adam definitiv kein Tool.

Paul d’Amour

Der Mann mit diesem wunderbaren Namen ist der ehemalige Bassist von Tool. Man hört ihn auf der Opiate und der Undertow, danach hat er sich (oder wurde er?) von der Band getrennt, warum und wann genau weiß ich nicht. Für Tool war sein Ausstieg meiner Meinung nach großartig, weil dadurch Platz für den Justin Chancellor wurde. Bei der nächsten Platte, Ænima von 1996, war schon der Justin.

Das Bassspiel von Paul ist härter, knurriger. Mehr nur Fundament, klingt es nicht so differenziert, so vielseitig wie beim Justin. Das liegt möglicherweise am Metal-Bass-Verständnis der frühen 90er, aber trotzdem: Tool ist erst durch den Bassisten-Wechsel komplett Tool geworden. Armer Paul…[10]


[9] Einerseits ein Marshall Bassverstärker, andererseits Mesa/Boogie, wenn ich nicht irre. Aber beide gleichzeitig, so kriegt er seinen Sound.

[10] Aber: Egal!